Der Kirchenbau wurde um 1200 als turmlose Hallenkirche mit Schiff, eingezogenem Rechteckchor und halbrunder Apsis errichtet. Wie üblich war die ganze Feldsteinkirche ehemals verputzt. In der noch frischen Putzschicht wurde ein Fugennetz imitiert, eine Technik, die man als “pietra rasa” bezeichnet. Reste dieser optischen Aufwertung sind heute noch erkennbar. Auch aus der Zeit der Erbauung stammen die später wieder vermauerten Priesterpforten an der Nord- und Südseite des Chores. 1258 – 1809 gehörte die Kirche dem Deutschen Ritterorden.
Das heutige Bild des Kirchenbaus wird wesentlich von zwei barocken Modernisierungen bestimmt. So wurden die Haupteingänge und Fenster vergrößert und auch die Innenausstattung neu angefertigt. Auf diese umfangreichen Umbauten bezieht sich die über dem Eingangsportal noch ablesbare Jahreszahl “1697”. Vielleicht um 1730 mag der heutige Fachwerk-Dachreiter errichtet worden sein, der die Glocke trägt. Diese Bronzeglocke aus dem 13. Jahrhundert trägt am Glockenhals umlaufend die Aufschrift “Benedicta” (ein Teil des Grußes des Engels an Maria: „ Ave Maria … benedicta tu in mulieribus“). Maria war Patronin des Deutschen Ordens.
In den Jahren 1744 und 1758-60 erfolgten weitere Baumaßnahmen. Letztendlich wurden die Apsis und die Ostwand der Kirche abgebrochen und das ganze Gebäude um 4,60 m nach Osten verlängert, um Platz für eine neue Orgelempore zu schaffen. Die Erweiterung lässt sich außen an den verwendeten Ziegelsteinen erkennen. In den harten Jahren des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) stellte diese Baumaßnahme eine sehr hohe Herausforderung für die Gemeindemitglieder dar. Im Frühjahr 1845 wurde Buro durch ein verheerendes Hochwasser der Elbe heimgesucht. Die Marken der Pegelstände sind heute noch auf der Nord- als auch auf der Südseite des Kirchenschiffes gut erkennbar angebracht. Eine Höhenmarke, die die Höhe über den Meeresspiegel dokumentiert, wurde auf Bitten der Trigonometrischen Abteilung der “Königlichen Landes Aufnahme” im September 1885 rechts neben dem Eingang auf der Nordseite der Kirche im Mauerwerk verankert. Es ist ein 18 cm langer Metallbolzen von 4 cm Stärke, der damals ca. 1 m über den Erdboden in die Wand eingelassen wurde.
Die Kirche selbst betritt man durch ein barockes Portal von Norden her. Wie in anderen Kirchen im anhaltischen Raum wirkt die Innenausstattung klar und übersichtlich. Wichtigster Ausstattungsgegenstand ist der 1697 gefertigte Barockaltar mit seinem aus Holz geschnitzten Aufsatz, in dem ein rundbogig abgeschlossenes Tafelbild von der Kreuzabnahme Christi eingefügt ist. Der Altaraufsatz konnte im Jahr 2012 restauriert und nach über 20 Jahren wieder aufgestellt werden. Bis 1980 befand sich hinter dem Altar die Orgelempore mit einer Rokoko-Orgel aus der Werkstatt der anhaltischen Orgelbauerfamilie Zuberbier. Sie konnte damals leider aus Kostengründen nicht erhalten werden. Der freigewordene Platz wurde zum Ausbau eines Gemeinderaumes genutzt. Die Kanzel am südlichen Triumphbogen hat teilweise noch die weiß-gold abgesetzte Farbgebung des Barock. Sie stützt sich auf eine gedrehte Holzsäule. In ihren Feldern sind die vier Evangelisten mit ihren Symbolen dargestellt. Der Schalldeckel oberhalb der Kanzel zeigt eine Darstellung des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube. Die Taufschale aus Zinn wurde schon zu Zeiten des Deutschen Ordens benutzt. Während der Täufling das Sakrament der Taufe empfing, schwebte ein Taufengel über ihm, der durch eine Luke in der Decke bewegt wurde. Der Taufengel ist seit 1945 verschwunden. Er war eine Leihgabe zum Museum der Stadt Zerbst und ist während des verheerenden Luftangriffes am 16. April 1945 wahrscheinlich dort verbrannt.
Beachtenswert und ein wesentlicher Bestandteil der Innenausstattung sind die aufwendig gearbeiteten Sandstein-Epitaphien der Komture des Deutschen Ordens Hans von Lattorff († 1571), Bethmann Franz von Bennigsen († 1684) und Samson Freiherr vom Stain († 1727). Ihre als Halbrelief in Lebensgröße gearbeiteten Gedenktafeln sind gut erhalten geblieben. Unmittelbar an der Westseite des Kirchenschiffes schließen sich die Wohngebäude des Ordenshauses an. Die Komture gelangten direkt von dort in die Kirche in ihre Komturloge (Kumterloch) und konnten dort am Gottesdienst teilnehmen. Unter der in Blei gefassten Butzenverglasung befinden sich vier Emporenfelder, die mit Bibelsprüchen beschriftet sind. Weitere Bibelsprüche finden sich an der Rückseite der Bänke im Eingangsbereich.
Ortsgeschichte
Die Komturei-Kirche befindet sich nur wenige hundert Meter von der Elbe entfernt im Dörfchen Buro, das heute ein Ortsteil der Stadt Coswig in Anhalt ist. Mit Tidericus (Dietrich) de Burowe wird 1237 erstmals eine adlige Familie erwähnt, die hier in Buro wohl ansässig gewesen sein muss. Im 13. Dezember 1258 verschenkten die Fürsten von Anhalt das Kirchdorf Buro mit allen dazugehörigen Besitzungen einschließlich seiner Bewohner an den Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, einem der großen Ritterorden der Kreuzzüge. In den folgenden Jahren errichtete der Deutsche Orden, wie er auch genannt wird, in Buro eine Komturei, die bis 1809 Bestand hatte. Der Komturei stand der Komtur vor, welcher die Kommende verwaltete.
Die Buroer Kirche als Ordenskirche des Deutschen Ordens macht sie für Anhalt einmalig, zumal es die einzige Niederlassung in Anhalt war. Mit der Durchsetzung der Säkularisation in den von Napoleon I. gegründeten Rheinbundstaaten wurde die Niederlassung des Deutschen Ordens in Buro aufgelöst und der Besitz fiel am 12.06.1809 an das Herzogtum Anhalt-Bernburg zurück. Der erste Pächter der nun Herzoglichen Domäne war Carl Friedrich Zuckschwerdt (* 1786 – † 1861), der am 24.01.1811 seinen Pachtvertrag für das landwirtschaftliche Gut in Buro unterschrieb. An sein langjähriges Wirken als Amtsrat in Buro erinnert eine Gedenktafel an der Süd-Ost-Ecke der Kirche.
Die Räume der Komturei wurden in den letzten Jahren behutsam erneuert und privat genutzt.


